SV Bergfried Leverkusen

Unsere Geschichte

Hier findet Ihr die History des SV Bergfried Leverkusen, entstanden von Horst Koppen, der sich 1998 die Mühe machte die Geschichte des Vereins zu ergründen.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim schmökern.

Vorwort
Diese kleine Broschüre als "Chronik" zu bezeichnen, wäre sicherlich vermessen, aber trotzdem bin ich mir sicher, ein wenig dazu beigetragen zu haben, daß möglichst alle, die wir Mitglied im "SV Bergfried Leverkusen-Steinbüchel e.V." sind, nunmehr etwas mehr über unseren Sportverein wissen.

Wie ist es überhaupt zu dieser Arbeiten gekommen?
Anläßlich der Jahreshauptversammlung der Tischtennis-Abteilung am 18.02.1998, an der auch einige Mitglieder der Gymnastik-Gruppen teilnahmen, tauchte der Wunsch auf, näheres über den Verein und seine Entstehung bzw. Geschichte zu erfahren.

Ich erklärte mich seinerzeit bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, ohne zu wissen oder zu ahnen, was ich mir damit aufgeladen hatte.

Die Chronik hat Tagebuch-Stil, insofern kommt es vor, daß ich über mir vermittelte angebliche Tatsachen berichte, die ich aber einige Absätze später, aufgrund neuer Erkenntnisse, wieder korrigieren muß. Nun hätte ich das sich als "nicht richtig" herausgestellte ja weglassen können, aber das wollte ich auch nicht, schon alleine um dem Leser kundzutun, mit welchen Mühen und Schwierigkeiten solche Arbeiten und Nachforschungen behaftet sind. Einem Chronisten geht es, glaube ich, zumindest ist es mir so ergangen, wie einem Archäologen. Hat er im Erdreich mal wieder ein Steinchen entdeckt, so meint er im ersten Augenblick, das "fehlende" für sein Mosaik gefunden zu haben. Erst später, manchmal viel später, stellte sich heraus, daß dies ein Irrtum war.

Erschwerend für mich kommt noch dazu, daß in lockerer Folge bereits Teile dieser Chronik in den Heften 6-8 von "Bergfried-News" der Tischtennis/Gymnastik-Abteilung veröffentlicht wurden und somit auch die sich im Nachhinein teilweise als falsch herausgestellten Ermittlungen. Leider gibt es nun immer noch ungeklärte Geheimnisse, aber ich hoffe, Sie liebe Leserinnen und Leser bzw. Sportfreunde, werden nach der Lektüre, bei der Sie auch hin und wieder schmunzeln können, mit mir einer Meinung sein, die Mühen haben sich gelohnt.


Ein Stück Bergfried-Geschichte (Horst Koppen)
Der "SV Bergfried Leverkusen Steinbüchel e.V.", was ist das für ein Verein, wann wurde er gegründet und wo? Warum wählte man den Namen "SV Bergfried", was bedeutet das Vereinswappen, wo steht oder stand die im Wappen abgebildete Burg?

All diesen Fragen ist der Autor dieser kleinen Chronik mit teilweiser Unterstützung von Geschäftsführer Hans Ewertz und dem Vorsitzenden Franz G. Päffgen nachgegangen. Einiges konnte nach Befragen von Gründungsmitgliedern ermittelt werden, anderes blieb im Verborgenen, denn eines ist leider festzuhalten, Protokolle gibt es nicht, zumindest nicht aus der Gründungszeit.

Ende der 20er, Anfang der 30er Jahren gab es einen Fußballverein, der sich Sportverein Bergfried nannte. Gespielt wurde auf einem Sportplatz in Schlebusch, Nähe Eselsdamm. Durch Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde der Verein so stark geschwächt, daß er sich wieder auflöste. Um in diesem Fall genaueres zu erfahren, wird der Chronist in Kürze im Stadtarchiv Leverkusen alte Zeitungen durchwühlen, um so eventuell weitere Einzelheiten zu erfahren. Über diese Bemühungen und hoffentlich Erfolge wird dann im nächsten Heft "Bergfried News" berichtet werden.

Nach dem Aufbau der Mathildenhofsiedlung wollten die Neu-Bürger Sport in ihrer neuen Heimat betreiben. Im Jahre 1961 setzten sich die Neu-Bürger und die Fettehenner zusammen, um einen Sportverein zu gründen. Man wurde sich schnell einig, es galt nur noch einen Namen zu finden. Der Vorschlag der Mathildenhofer lautete "FC Mathildenhof" während die "Fettehenner" den neu gegründeten Verein "SV Bergfried Leverkusen-Steinbüchel" nennen wollten. Ob und wie weit dabei der Name aus den 30er Jahren eine Rolle spielte, ist nicht bekannt, jedenfalls setzten sich die "Fettehenner" durch.

Gegründet wurde der Verein schließlich im Juni 1962, u.a. von den Gründungsmitgliedern Rudi Altendorf, Hans-Josef Berens, Hugo und Matthias Dollmann, Wilfried Kraushar, Kurt Lahne, Josef Müller, Adolf Schlickwei, Hans Sieger, Hans Soiron und Willi Helling. Die Gründungsabteilungen waren Feldhandball, Fußball und Tischtennis. Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender Matthias Dollmann, 2. Vorsitzender Hans-Josef Berens, Geschäftsführer Kurt Lahne, Kassierer Hans Soiron und Vertreter der Obmänner Willi Helling.

Das heutige Vereinswappen bestand zu dieser Zeit noch nicht und wurde erst 1985 von Frau Barbara Fuhrmann-Costin entworfen, ohne daß hierfür ein tatsächliches Leverkusener Bauwerk Pate gestanden hätte.

Schon einige Jahre nach der Gründung wurde kein Feldhandball mehr gespielt und mangels einer Halle löste sich die Abteilung auf. Das gleiche Schicksal war der Tischtennis-Abteilung beschieden, hier allerdings wegen fehlendem Interesse.

In der Folgezeit kamen neue Abteilungen in den Gesamtverein, so am 01.01.1968 die Badminton, 1969 wieder Tischtennis und 1970 schloß sich der Allgemeine Motorsport Club Leverkusen e.V., Nachfolger der 1952 in Opladen gegründeten Motorsportgemeinschaft Opladen e.V., an. Diese Abteilung, kurz genannt "Motoball", betreibt Motorradfußball, und dies mit großem Erfolg. 1970 wurde sie Deutscher Meister und 1971 bei den Europameisterschaften in der damaligen UDSSR Vizemeister. In der Folgezeit wurde man mehrfach Deutscher Pokalsieger und Westdeutscher Meister.

Zum heutigen Zeitpunkt hat der SV Bergfried 874 Mitglieder, davon Badminton 186, Fußball 440, Motoball 45 und Tischtennis 203 (davon Gymnastik 120). Bei den Fußballern ist noch nach den Statuten zu unterscheiden: Jugend 280 Mitglieder, Senioren 73, Alte Herren 46, Freizeitmannschaften 41.

Bemerkenswert ist noch an dieser Stelle, daß der heutige Ehrenvorsitzende, Josef Müller, von 1972 - 1990 das Amt des ersten Vorsitzenden bekleidete.

Der aktuelle Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
Vorsitzender Franz G. Päffgen, Stellv. Vorsitzender Werner Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer Hans J. Ewertz, Schatzmeister Ulrich Kalcher, Sportwart und Vereinsjugendleiter Adolf Schlickwei.


"SV Bergfried" die Zeit der Wiedergründung
In der letzten Ausgabe von "Bergfried News" habe ich versprochen, mich mit der Vergangenheit von "Bergfried" zu beschäftigen und darüber zu berichten, so weit dies möglich ist. Eines ist vorab zu sagen, bei der Wiedergründung des Vereins 1962 hat, entgegen meinem Vorbericht, der Vereinsname FC Mathildenhof nicht mehr zur Debatte gestanden, sondern neben "Bergfried" auch einige andere. Zu vermerken ist jedoch, daß die Neubürger von Mathildenhof, die sich schon 1961 mit dem Gedanken trugen, einen Sportverein zu gründen, planten, wenn es tatsächlich zur Gründung eines Vereins käme, diesen FC Mathildenhof zu nennen. Der Plan scheiterte letztendlich an allerlei Ursachen, wobei die wichtigste, das fehlende Gelände war. Trafen sich die Neubürger in den Mathildenhofstuben, so kamen die Fettehenner, Neuboddenberger und Steinbücheler in der Gaststätte Teitscheid (existiert heute nicht mehr) zusammen, als sie von den Plänen der Mathildenhofer erfuhren, um ihrerseits einen ehemals bestehenden Verein wieder ins Leben zu rufen.

An einer mal wieder am gleichen Abend, aber in den verschiedenen Gaststätten, stattfindenden Besprechung, beschlossen die Altbürger, so meint sich ein Mitglied erinnern zu können, einen Boten in die Mathildenhofstuben zu schicken, damit man in Zukunft gemeinsam am Aufbau eines Sportvereins arbeiten könne. Und so kam es dann nach einigen Vorgesprächen im Juni 1962 zur Gründungsversammlung.

Ich hatte auch, weil man mich dahingehend schriftlich informiert hatte, geschrieben, daß es aus der Wiedergründungszeit keine Protokolle gäbe. Auch hier muß ich mich korrigieren, denn aus dieser Zeit sind sämtliche Protokolle vorhanden, nur war dies dem aktuellen Vorstand nicht bekannt. Ich habe Einsicht in diese beim Ehrenvorsitzenden, Josef Müller, genommen und dieselben dann in Kopie an den Vorstand weitergeleitet. Hier nun Auszüge aus den Protokollen der Jahre 1962, also dem Gründungsjahr und 1963:

Im Rundschreiben über die Gründungsversammlung vom 23.06.62 an alle Ordentlichen Mitglieder vom 26.06.62 heißt es unter anderem:
In der anschließenden Diskussion wurden u.a. folgende Fragen aufgeworfen und wie folgt erklärt:
a) Mit der Anmeldung als "eingetragener Verein" beim Registergericht in Opladen wird bis zur nächsten Hauptversammlung (Anfang 1963) gewartet.
d) Sportplätze und Vereinslokale können vorerst nicht festgelegt werden.

Bei der Mitgliederversammlung waren 47 Mitglieder anwesend.
Zur Beitragsfrage kamen von den Mitgliedern Vorschläge von mtl. 2,00 - 3,00 DM ein. Die Vorschläge wurden begründet. Bei der Abstimmung wurde mit 32 Ja-Stimmen ein Monatsbeitrag von DM 1,50 festgelegt.
Eine längere Diskussion nahm der zu gebende Vereinsname in Anspruch. Die Mitglieder (namentlich genannt) schlugen letztendlich vor:
1) Sportverein Bergfried Leverkusen
2) Verein für Leibesertüchtigung Leverkusen-Steinbüchel
3) Sportverein Bergfried Leverkusen-Steinbüchel
4) Sportgemeinschaft Leverkusen
In der geheimen Abstimmung erhielt Nummer 3= 24 Stimmen.
Unter sonstige Wünsche des Vorstandes ist vermerkt:
Da die Mammut-Versammlung am Samstag, dem 23. Juni um 20.00 begann und am Sonntag, dem 24. Juni um 1.15 Uhr beendet war, wird die Geschäftsführung als eigentlichen Gründungstag den 23. Juni 1962 festgelegt, da kurz vor Tagesende der Vorstand bereits gewählt war.

In der Niederschrift der Jahreshauptversammlung vom 26. Januar 1963 wird z.B. beklagt, daß Beitragsrückstände von ca. 750,00 DM vorhanden wären und diese irgendwie eingezogen werden müßten. Es wurde die Einsetzung eines Rentners erwogen, der gegen Provision die Beiträge einkassieren solle, aber hier kamen Bedenken wegen des Amateurstatus auf. Auch auf den Vorschlag, zum Jahresabschluß einen Boten einzusetzen, der neben den rückständigen Beiträgen zuzüglich 10% Einzugsgebühren kassieren sollte, konnte keine Einigung erzielt werden.

Bei den Wahlen des Sportwartes der Tischtennisabteilung ging nur ein Vorschlag ein. Winfried Kraushar wurde mit 27 Stimmen, bei einer Nein-Stimme und 7 Enthaltungen gewählt.

Auch diese Versammlung dauerte wieder vier Stunden. Die Mitgliederzahl betrug Ende Januar 1963 161. 

Die Niederschrift der erweiterten Vorstandssitzung vom 1. Februar 1963 ist u.a. folgendes zu entnehmen:

Tischtennisplatten: Oberzeugwart Forst berichtet, daß die beschädigte Tischtennisplatte von Sport-Köppen zwischenzeitlich umgetauscht worden ist. Er berichtet weiter, daß die von Neckermann angelieferte Tischtennisplatte noch schlechter ausgefallen sei. Der Geschäftsführer wurde beauftragt, sofort bei Neckermann zu reklamieren, den Umtausch zu erreichen, bzw. eine Auftragswandlung zu versuchen.
Schraubzwingen: Um Verbiegungen der Tischtennisplatten zu vermeiden wurde Oberzeugwart Forst beauftragt, eine Anzahl Schraubzwingen zu erwerben.

In der Niederschrift der Sitzung engeren Vorstandes vom 29. März 1963 ist zu lesen, daß die unbrauchbare Tischtennisplatte von Neckermann umgetauscht wurde. Die neue Platte wurde aufgestellt und auf Bewährung übernommen.

In der Niederschrift zur Gesamtvorstandssitzung vom 24. Mai 1963 ist notiert:
Am 29.05.63 wird ein Freundschaftsspiel der Fußballer gegen eine Betriebsmannschaft bestritten werden. Es meldeten sich 2 Schiedsrichter an. Der 2. Vorsitzende schlug vor, für das Spiel Herrn Lüdgemöller gegen eine Gebühr von 5,00 - 6,00 DM zu verpflichten. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Unter Punkt 18 wird von der Tischtennis-Damenabteilung ein Antrag auf einen zweiten Trainingsabend gestellt. Endgültiges soll noch beschlossen werden.

Kassenwart Soiron meldete in der Niederschrift über die Sitzung des erweiterten Vorstandes vom 14. Juni 1963, daß die Tischtennis-Damen mit ihm abgerechnet haben, Unterkassierer Blend von den Tischtennis-Herren aber noch nicht. Er habe versprochen, dies in Kürze nachzuholen.

Unter Punkt 5 ist zu lesen, daß sich interessierte Schachspieler am 7.7.63 um 11.00 treffen. Pressewart Boukes übernimmt die Publizierung. Zu erwartende Plakatkosten bis 25,00 DM wurden ihm gegen die Stimme des Kassenwartes bewilligt.

Im Punkt 13 ist festgehalten, daß die Beitragsrückstände auf 1.446,00 DM angewachsen sind. Es wurde beschlossen, nunmehr sofort Unterkassierer zu suchen, die Beiträge auf 10%ige Provisionsbasis hereinholen sollen.

Der Kassierer kritisierte die Anschaffung von Papier und Briefumschlägen durch den Geschäftsführer ohne vorherige Beschlußfassung durch den Vorstand.
Der Geschäftsführer hielt dies für nicht erforderlich, weil es geschäftsnotwendig sei.

Vorstandsmitglied Liever schilderte den augenblicklichen Zustand des Waschens von Spielerhosen-, Trickots und Stutzen. Für den bisherigen Preis von 0,50 DM für eine Garnitur einsch. Bügeln, würde er keine Wäscherin mehr finden. Als Verhandlungsbasis wurden 1,00 DM vorgeschlagen.

Sportwart Winfried Kraushar von der Tischtennis-Abteilung beantragte, so ist aus der Niederschrift der Gesamtvorstandssitzung vom 28.06.63 zu entnehmen, einen Trainer. Man wird sich mit dem in Frage kommenden Herrn in Verbindung setzen.

Die aktiven Fußballspieler sind nicht gewillt, so ist unter Punkt 17 vermerkt, Pfähle auf dem Sportplatz an ihrem Trainingsabend einzuschlagen. Somit wird am kommenden Dienstag dafür ein besonderer Arbeitstag vereinbart und angesetzt werden.

Aus der Niederschrift der Gesamtvorstandssitzung vom 14.7.63 ist zu entnehmen, daß die Schachabteilung am 6.7.63 gegründet worden ist und 6 Anmeldungen vorliegen, weitere kommen. Von einem aufgelösten Schachclub können einige benötigten Geräte weit unter Preis erworben werden. Im Herbst soll an den Meisterschaftsspielen teilgenommen werden.

Aus dem Jahresbericht 1970 des Vorstandes ergeben sich folgende Fakten:
Der Sportverein Bergfried Leverkusen-Steinbüchel hat folgende Abteilungen:
1.) Fußball = 9 Mannschaften
2.) Tischtennis = 5 Mannschaften
3.) Badminton = 1 Mannschaft
4.) Motorsport = 1 Mannschaft
5.) Rugby = 1 Mannschaft
6.) Kinderturnen = 3 Gruppen
7.) Frauengymnastik = 3 Gruppen

Die Mitglieder-Entwicklung verlief wie folgt:
23.6.62 Gründungsjahr = 66 Mitglieder
1.1.63 = 214 Mitglieder
1.1.64 = 364 Mitglieder
1.1.65 = 410 Mitglieder
1.1.66 = 490 Mitglieder
1.1.67 = 582 Mitglieder
1.1.68 = 602 Mitglieder
1.1.69 = 971 Mitglieder
1.1.70 = 1427 Mitglieder
1.1.71 = 1664 Mitglieder

Unter Tischtennis ist vermerkt, daß die Abteilung ihren Spielbetrieb 1969 mit einer Jugend-Mannschaft begann. 1970 waren bereits 5 Mannschaften (3 Jugend- und 2 Senioren-Mannschaften mit Meisterschaftsspielen beschäftigt. An den Kreis- und Bezirksmeisterschaften wurde mit Erfolg teilgenommen. Die erste Mannschaft steht bereits jetzt als Aufsteiger fest.


Bergfried in den 20er-Jahren
Alles, über was ich bisher berichtete, betrifft die Wiedergründung, doch damit waren meine fast kriminalistischen Recherchen nicht abgeschlossen. Es galt ja noch die Bestätigung über die Existenz von "Bergfried" aus den 20er Jahren zu erhalten. Also begab ich mich zusammen mit dem Geschäftsführer des Gesamt-Vereins, Hans Ewertz, am Montag dem 23. März 98 in das Leverkusener Stadtarchiv. Beim Durchblättern der Zeitungen aus den Jahren 1929 und 30 fiel uns in den Sportseiten der Name "Bergfried" nicht auf. Der Leiter des Stadtarchivs, Herr Plump, hatte schon zu Beginn unserer Ermittlungen angedeutet, daß solche Recherchen mit dem Suchen einer Stecknadel im Heuhaufen vergleichbar seien. Die Opladener Zeitung aus dem Jahre 1931, archivierte auf Mikrofilm nahm ich mit als nächstes vor, während Hans Ewertz die Original-Zeitungen aus 1932 durchblätterte.

Auf einmal, ich traute meinen Augen nicht, sah ich das Wort "Bergfried" und dies in der Ausgabe vom 23. September 1931, in dem separaten Spielplan für DJK Vereine aus dem Bezirk Opladen.

Die Existenz des Vereins "Bergfried" war nunmehr schon mal gesichert und dies mit dem Zusatz DJK. Weitere Nachforschungen meinerseits waren aber erforderlich, zumal in den Zeitungen aus 1932 zumindest im gleichen Zeitraum keine Vermerke über DJK-Sport zu finden waren.

Eine neuerliche Rücksprache mit dem Ehrenvorsitzenden ergab, daß ihm bekannt war, daß es sich in den 30er Jahren um einen kirchlichen Verein gehandelt habe, daß dieser DJK geheißen habe, war ihm aber nicht bekannt, zumindest hätte die Bezeichnung DJK bei der Wiedergründung nicht zur Debatte gestanden, da ja mittlerweile auch die Bevölkerung nicht mehr rein katholisch gewesen sei.

Der Zeitungsartikel war von einem Herrn Ramborn verfaßt. Gibt es von diesem Namen noch jemand in Leverkusen? Ja! Der Zeitungsschreiber war ein Onkel des jetzt noch in Leverkusen ansässigen. Beim Anruf erfuhr ich, daß, 50 Meter Luftlinie von mir entfernt, seine Tochter verheiratet unter anderem Namen lebt. Ein Besuch dort ergab, daß vor einigen Jahren beide Eltern verstorben sind und sämtliche damals noch vorhandenen Unterlagen über den DJK-Sport an jemand anderes abgegeben wurden. Auch dieser jemand ist im vergangenen Jahr verstorben, also keine Möglichkeit vorhanden, mehr in Erfahrung zu bringen.

Eine weitere Möglichkeit, in den Kirchenbüchern von Neuboddenberg fündig zu werden, da es sich ja offensichtlich seinerzeit um einen kirchlichen Verein handelte, stellte sich im Augenblick als schwierig heraus, da die Bücher auf dem Speicher der Hausmeisterwohnung eingemottet sind. Sie sollen mir in einiger Zeit zur Verfügung stehen.

Eine dritte Möglichkeit wäre über den jetzigen Vorstand aller DJK Vereine im Raum Köln, weiteres zu erfahren. Die Frau des Vorsitzenden macht mir zwar wenig Hoffnung, daß bei ihrem Mann etwas vorrätig wäre, verspricht aber auf jeden Fall einen Rückruf, da ihr Mann evtl. mit dem Diözesanverband Kontakt aufnehmen müsse. Ich bin gespannt und warte.

Aus der Festschrift von DJK Roland Bürrig von 1987 anläßlich ihres 100-jährigen Bestehens ist folgendes zu entnehmen. Die Nationalsozialisten waren kaum an der Macht, da versuchten sie auch schon, Einfluß auf alle Organisationen außerhalb der Partei zu nehmen. Bis in die entlegensten, unpolitischsten Verbände trieb sie ihre Gleichschaltung voran, auch in die Vereine und Verbände des bürgerlichen Sports, dessen Organisation die Partei in eigene Regie nehmen wollte. Das geschah bereits im Frühjahr 1933, wenige Wochen nach der Machtübernahme. Man konnte zwar die Daseinsberechtigung noch etwa ein Jahr behalten und sich mit Vereinen anderer Verbände messen, aber im Februar 1934 wurde der Verein verboten und das Vermögen beschlagnahmt. Ein endgültiges Spielverbot für DJK Vereine wurde schließlich durch die Staatspolizei im Mai 1934 erlassen, wie aus einem Rundschreiben der Reichsführung der DJK an Roland Bürrig zu entnehmen ist und auch von anderen Maßnahmen.

Es ist also davon auszugehen, daß zu diesem Zeitpunkt auch das "Aus" für "DJK Bergfried Steinbüchel" gekommen ist.

Ich will und kann an dieser Stelle nicht alle Namen und Vereine nennen, mit denen ich anschließend in Kontakt getreten bin, um weitere Fakten zu erhalten.

Irgendwann wurde jedenfalls auch der Name eine H. Pantenburg aus Bürrig ins Spiel gebracht, früher Mitarbeiter des Stadtarchivs und der auch beim Aufbau des Pfarrarchivs in Bürrig mitgearbeitet hat. Vielleicht sind die Unterlagen von dem vorher erwähnten H. Ramborn (in der Festschrift von Roland Bürrig mehrfach namentlich und bildlich erwähnt) ja dort gelandet. Nach zwei Versuchen H. Pantenburg erreicht. Aus seinen häuslichen, im Computer gespeicherten Aufzeichnungen ist nichts darüber bekannt, aber das Pfarrarchiv ist wegen Umbauarbeiten leider eingemottet und erst in einigen Wochen wieder benutzbar, vermutlich erst nach Druck dieser Ausgabe von Bergfried News. Es will sich melden, sobald er etwas Definitives erfahren hat, verweist mich aber zwecks meiner weiteren Nachforschungen an den Diözesanverband, DJK Geschäftsstelle Köln.

Hier ist ein H. Antlauer mein Gesprächspartner, der sich meine Fragen genau anhört und sich sehr hilfsbereit zeigt. Leider kann er mir nur mitteilen, daß in einem ihm vorliegenden Verzeichnis aller DJK Vereine aus dem Jahre 1924 der Name Bergfried nicht hervorgeht, aber was auch ihn verwundert, aus dem ganzen, im Grunde noch nicht bestehenden Stadtgebiet Leverkusen, außer DJK Fortuna Opladen, die zum DJK-Bezirk Solingen gehören, kein Verein geführt ist, aber auch keinen anderen Bezirk zugeordnet sind. H. Antlauer verweist mich an den DJK-Geschichtsbeauftragten H. Schulze in Münster. Auch er kann sich das nicht erklären, sagt mit aber, daß die Liste aus einer zufälligen von ihm entdeckten DJK Zeitung von 1924, gefunden im DJK Archiv Düsseldorf, stamme. Auf die Frage, ob er mit diese Liste nicht mal zufaxen könne, bekam ich die Antwort, daß er sich mit so einem moderen Kram wie Fax nicht befasse, er sei schließlich fast 80 Jahre alt. Im übrigen gäbe es im Moment keine Möglichkeit auf das Archiv zurückzugreifen, wegen Umbauarbeiten sei alles in Kisten verpackt. Dieser Satz kam mir irgendwie bekannt vor, siehe Neuboddenberg und Bürrig.

Am 23. und 24.4.98 suche ich jeweils für 3 Stunden wieder das Stadtarchiv auf und schaue mit die auf Mikroplan verfilmten Ausgaben der Bergischen Post von 1926-1929 an. Ich finde alles mögliche über Steinbüchel, das übrigens bei den Lokalnachrichten in separaten Artikeln unter Stadt Wiesdorf geführt wird, ebenso wie Schlebusch, Manfort, Bürrig und Küppersteg, während Opladen, Hitdorf, Immigrath, Reusrath, Leichlingen usw. zum unteren Kreis Solingen gehören.

Da ist von Verkehrsunfällen mit Todesfolge, die sich trotz der wenigen Kraftfahrzeuge häufen, die Rede, von Morden, Bränden und Brandstiftungen, aber vor allen Dingen von Diebstählen. Mals sind es 30 Hühner, mal 17, die direkt im Stall geköpft wurden, dann 2 Pferde, die man am nächsten Tag in Straßerhof wiedergefunden hat, von den Tätern fehlt jede Spur und von vielen Fahrraddiebstählen. Die Täter, so man ihrer habhaft wurde, erwartete harte Strafen. So wurde ein Fahrraddieb, dem der Diebstahl von 3 Fahrrädern nachgewiesen wurde, wegen wiederholter Vergehen mit 18 Monaten Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für 5 Jahre verurteilt.

Am 26.4.27 finde ich einen Artikel, daß in der Gemeinderatsitzung von Steinbüchel ein Antrag vom Turnerbund Steinbüchel um Bewilligung von Beihilfen für die Jugendpflege gestellt wurde.

Am 10.8.27 ist zu lesen, daß die Londoner Times einen Sonderkorrespondenten zum "Reichstreffen der DJK in Köln" entsandte und dieser der DJK militärischen Charakter unterstellte. Die DJK, also ein Verband Deutsche Jugendkraft, entnehme ich übrigens diesem Artikel, wurde 1920 gegründet.

Aus der Ausgabe vom 17.8.27 geht hervor, daß aus dem früheren DJK Bezirk Solingen jetzt auch ein Bereich Opladen entstanden ist. Aber das, was ich suche, finde ich nicht, allerdings fällt mit unter DJK-Sportnachrichten vom 16.9.27, noch mal der Name Bergfried auf, allerdings als DJK Bergfried Grefrath.

Am heutigen 26.4.98 rufe ich nochmals bei H. Pantenburg in Bürrig an um von ihm in Erfahrung zu bringen, wann der Verein TUS Roland Bürrig ein DJK Verein wurde. Jetzt kam etwas Klarheit in die Angelegenheit. Dies geschah im Jahre 1925, weshalb in der Liste von 1924 der Verein nicht aufgeführt sein konnte und es ist darauf zu vermuten, daß auch die vielen anderen DJK Vereine, einschl. Bergfried, erst später gegründet wurden. Es bleibt für mich auch noch zu klären, ob mit der Gründung von Bergfried der Turnerbund Steinbüchel einging, weiterlief oder ob man fusionierte?

Anruf am 28.4.98 bei H. Kopp, Leiter der DJK Solingen, ist erfolglos. DJK Bergfried Gräfrath ist schon vor mehr als 30 Jahren aufgelöst worden. Archivmaterial über den Verein existiert nicht, daher auch nicht zu klären, wie man damals in Gräfrath auf den Namen "Bergfried" kam, aber hier könnte ja der Bergfried von Schluß Burg für den Namen Pate gestanden haben, zumal alle DJK Vereine heroische Namen wie, Siegfried, Arminia, Hermania, Roland, Jungland, Unitas, Fortuna, Löwe usw. usw. führten und noch heute führen.

Erneuter Anruf beim DJK Bezirksverband in Köln ergibt, daß es aus der Gründerzeit ein Buch über DJK Geschichte gibt, ob darin auch eine Vorschlagsliste für Namen enthalten ist, kann der Vorsitzende nicht sagen und er hat auch keine Zeit, darin nachzuschauen. Ich könnte ja mal selbst nach Köln kommen und das Buch durchlesen, eine Zurverfügungstellung könnte leider bei mir zuhause nicht erfolgen.

Anruf am 2.5. bei H. Cornelissen, der zusammen mit zwei anderen Bürgern aus Fettehenne eine Chronik über diesen Stadtteil verfaßt, ob ihm etwas über Bergfried oder Turnerbund Steinbüchel bekannt ist? Bekannt ja, aber nichts Genaues weiß auch er nicht. Er kennt aber jemand, der noch bei Bergfried in den 30er gespielt hat. Er will ihn befragen und zurückrufen.

Lesen der Chronik des Kirchenchores St. Nikolaus Steinbüchel bringt keinen Hinweis auf ein Konzert anlässlich eines Stiftungsfestes oder einer sonstigen Veranstaltung für DJK Bergfried. So geschehen am 6.5.98.

Am 18.5.98 ist mein Anruf bei der DJK Geschäftsstelle für Deutschland in Düsseldorf, in der auch das zentrale Archiv verwaltet wird, wieder mal ohne Erfolg, da die Umräumarbeiten immer noch nicht abgeschlossen sind.

Ein erneuter Anruf bei dem Geschichtbeauftragten, Herrn Schulze in Münster, am 19.5.98 bringt auch keine weitere Helligkeit ins Geschehen, auch nicht bezüglich der Namensgebung aller DJK Vereine. Herr Schulze berichtet mir, daß auch er sich die Frage nach den heroischen oder germanischen Namen öfters gestellt habe, aber niemals darauf eine plausible Erklärung gefunden habe. Er wisse aber z.B., daß alle DJK Vereine, was auch mir bekannt ist, aus kirchlich sportlichen Organisationen hervorgegangen wären und ursprünglich keinen Beinamen zu der Bezeichnung DJK geführt hätten, wie ja auch im hiesigen Raum z.B. Holweide oder Buchforst. Er wisse aber auch, daß als Beispiel ein DJK Verein aus Kevelar in den 20er Jahren einen Ausfluß nach Bremen gemacht habe und sich dann beim Anblick der Roland-Säule den Beiname Roland gegeben habe.

Wenn ich auch einiges Licht in die Bergfried Geschichte gebracht habe so ist doch noch einiges im Unklaren. Ich werde also weiter am Ball bleiben und hoffentlich zu Beginn der neuen Saison auch die letzten fehlenden Daten nachliefern können. Eines ist mir allerdings bei der Forschung klar geworden, Hilfe versprechen viele, aber wenn es an die Umsetzung in die Tat geht, steht man ziemlich alleine da.

An dieser Stelle endete die Veröffentlichung meiner Ermittlungen in den "Bergfried-News" Heften.

Fakten über DJK Bergfried-Steinbüchel
Mit der Ausgabe 8/98 habe ich mich zwar, wie seinerzeit ausdrücklich kundgetan, von der aktiven Gestaltung von "Bergfried News" verabschiedet, aber auch weiterhin, wie andererseits versprochen, um die Aufklärung von "DJK Bergfried Steinbüchel" bemüht.

Meine gesamten Recherchen mache ich in Form eines Tagebuches, wie im Vorwort angekündigt, kund, weil ich der Meinung bin, so am besten den Ablauf meiner Bemühungen vor Augen zu führen und auch damit klar zu erkennen ist, wie die Geschichte sich aus einzelnen Mosaiksteinchen zusammensetzt.

Kurz nach Erscheinen der letzten Ausgabe nahm ich am 2.6.98 erneut mit dem Pfarramt St. Nikolaus in Neuboddenberg Verbindung auf und vereinbarte für den 12.6. einen Termin, das Pfarramt durchzustöbern. Obwohl die festgelegte Zeit von vorneherein mit zweieinhalb Stunden kurz bemessen wurde, hegte ich einige Hoffnungen in die Pfarrbücher. Einer Zurverfügungstellung der Bücher bzw. Unterlagen zu mir nachhause konnte seitens des Pfarramtes leider nicht zugestimmt werden, da grundsätzlich nur Unterlagen, die älter als 100 Jahre alt sind, außer Haus gegeben werden dürfen.

Ich habe am heutigen Tage auch mit Rudi Altendorf aus Fettehenne telefoniert, einem Mann, der zu den Gründungsmitgliedern von "DJK Bergfried Steinbüchel" gehörte, wie er selbst bemerkte. Er sagte mir, daß alle im Grunde Straßenfußballer gewesen seien und erst dann, nach der Gründung als Verein, dies einen kirchlichen Charakter bekommen hätte. Ihn und seinen Bruder hätte man als Evangelische nur aufgenommen, weil sie gut Fußball gespielt hätten. Er bestätigte, daß man in Kreuzbroich am Eselsdamm gespielt habe und zwar auf dem Gelände von Grün-Weiß Kreuzbroich, einem Verein, der nur Hand- und Schlagball gespielt habe. Die Namen der damaligen Vorstandsmitglieder waren ihm noch bekannt, nämlich, Karl Breuer und Kurt Hoffmann. In dem Gespräch konnte ich auch klären, daß der Turnerbund Steinbüchel, von ihm genannt ATB (Allgemeiner Turner Bund), den ich in meinem letzten Bericht erwähnt, zum Zeitpunkt der Gründung von "DJK Bergfried Steinbüchel" nicht mehr existierte. Er selbst habe aber vorher im ATB geturnt, Fußball wurde in diesem Verein nicht gespielt.

Am 12.6.98 hatte ich endlich die Möglichkeit auf dem Speicher des Pfarramtes in Neuboddenberg einen Schrank voller Ordner durchzuwühlen, leider ohne Erfolg für die Bergfried-Geschichte. Eines konnte ich jedoch ermitteln; aus den Rechnungsbüchern über Einnahmen und Ausgaben der Kirchengemeinde, die ich über die Jahre 1929-1933 durchgesehen habe, konnte ich keine Ausgaben zugunsten "DJK Bergfried" feststellen. Wie beim Durchforsten aller Unterlagen üblich kommt man hin und wieder vom eigentlichen Sinn dessen, was man sucht, ein Stück ab. So auch jetzt: In 1932 wurden z.B. an den Küster als Jahresgehalt 600.00 Reichsmark gezahlt und von einem Dachdecker für Reparaturarbeiten am Kirchendach für 11 Stunden Arbeitszeit 13,20 Reichsmark berechnet. Oder: Der Messwein der Jahre 1942-1943 stammte aus Tarragona Spanien bzw. Chablis Frankreich und auch Mitte 1944 wurde noch einer vom Kölner Großhändler mit dem ausdrücklichen Vermerk "Als Messwein, naturrein" aus Bulgarien geliefert. Preis je Flasche von 2,40-3,20 Reichsmark. Ein Kirchenbuch, in dem alle Aktivitäten in der Gemeinde aufgezeichnet waren, existierte nicht aus dieser Zeit oder vielleicht nicht mehr, obwohl andererseits Unterlagen bis 1670 vorhanden sind. Ich muß also weiterhin auf andere Quellen hoffen.

Eine Nachfrage beim Zentralarchiv der DJK in Düsseldorf am 16.6.98 ergibt, daß noch nicht umgeräumt ist, aber die anwesende Person, eine Frau Kruppa erklärt mir, daß im Nachbarbüro Ordner stehen und sie würde mal sofort hineinschauen, um was es sich dabei handeln würde. Anschließend erklärt sie mir, daß sie nunmehr einige Ordner aus 1920 und anderen Jahrgängen vor sich liegen habe, in denen Sportmagazine bzw. Zeitschriften des "Hauptorgan des Reichsverbandes der DJK" abgeheftet sind, aber ob dies dasjenige wäre, was ich benötige, weiß sich nicht. An weitere Ordner, speziell die für mich interessanten Jahrgänge käme sie leider nicht heran, da dazu eine Leiter notwendig wäre und da sei keine vorhanden.

Am gleichen Tage setzte ich mich wieder mit dem Geschichtsbeauftragten der DJK, Herrn Schulze in Münster, in Verbindung um zu erforschen, ob dieses Hauptorgan meine Quelle sei. Herr Schulze erklärt mir, daß alle Unterlagen über den Niederrhein, zu dem dann auch Bergfried gehören würde, fälschlicherweise in Aachen eingelagert seien, er habe aber die Rückführung nach Düsseldorf angemahnt. Er fährt in ca. 14 Tagen mit seinem Kollegen nach Düsseldorf und will mich vorher tel. über den Termin unterrichten, damit wir uns dann dort treffen.

Die offene Frage "DJK Bergfried Steinbüchel" läßt mich einfach nicht los und deswegen begebe ich mich am 19.6.98 wieder ins Stadtarchiv und lasse mir die auf Mikroplanfilm verfilmten Zeitungen von Ende 1929 bis Anfang 1931 geben. Beim Anschauen vieler Zeitungsausgaben, speziell ab Ende August 1930 fällt mir auf, daß bei Sportseiten die Überschrift lautet: "Amtliche Mitteilungen des Westdeutschen Spielverbandes und der Deutschen Jugendkraft", aber von "DJK" fast nichts vermerkt ist. Ich bitte also darum, mit die Originalzeitungen zusätzlich zu geben und stelle dabei fest, daß immer nur die gegenüberliegenden Seiten der Zeitung verfilmt waren und hier nur das, was Leverkusen bzw. Opladen bezogen war. Das bedeutet für mich, daß ich wohl noch einen weiteren Tag im Stadtarchiv mit Durchblättern von alten Zeitungen verbringen werde. Beim großen überschlagen zweier Wochenendausgaben aus dem Oktober 1930 fällt mir allerdings der Name "DJK Bergfried" nicht auf, viele andere DJK-Vereine aus dem hiesigen Raum aber doch. Sollte wirklich 1931 das Gründungsjahr sein? Übrigens gibt es im Archiv Exemplare einer weiteren Zeitung namens "Leverkusen Generalanzeiger", wobei sich jedoch herausstellt, daß dies eine vom Umfang her wesentlich geringere Ausgabe der "Bergischen Post" ist mit den wortgleichen Texten, also nicht interessanter.

Am Montag dem 22.6.98 befinde ich mich, wie ich hoffe, letztmalig im Stadtarchiv. Da ja die Existenz von "DJK Bergfried Steinbüchel" vom Mikroplanfilm der Zeitung vom 23. September 1931 eindeutig abzulesen war, ließ ich mir die Original-Zeitungen von Juli-Oktober aus den Jahren 1930 und 1931 geben. Aus der Zeitung vom 12.9.30 geht hervor, daß "DJK Bergfried Steinbüchel" nicht unter den für die neue Spielzeit gemeldeten Vereinen vertreten ist. In der Ausgabe vom 29.8.31 ist unter "DJK aus dem Opladener Bezirk" vermerkt, daß in Steinbüchel die neugegründete Abteilung "Bergfried Steinbüchel" in der Jugendklasse auf "Jungland Küppersteg" trifft und ebenso in der Schülerklasse.

In der Spielzeit 1932-33 spielte Bergfried zusammen mit Montania Leichlingen, Jungwacht Berghausen, Siegfried Manfort, Saxonia Leverkusen und Unitas Immigrath zusammen in der DJK A-Klasse. Es gab darunter noch eine B-Klasse und darüber die Gau-Klasse, in der zuletzt- genannten spielten z.B. DJK Roland Bürrig und DJK Fortuna Opladen. Außerdem nahmen am Meisterschaftsbetrieb von "DJK Bergfried Steinbüchel" noch eine Jugend- und eine Schülermannschaft sowie eine zweite Herrenmannschaft teil.

Aus einer Sportankündigung entnehme ich, daß beim Bezirkssport-Turnfest der DJK im Leverkusener Stadion ein Fußballspiel zwischen der, der Kölner Sonderklasse angehörenden Mannschaft von DJK Roland Bürrig und einer Bezirksauswahl stattfindet. In der Auswahl wurde Franz Müller von DJK Bergfried Steinbüchel berufen.

In der Ausgabe von Samstag dem 25.3.33 wird von der Überraschungsmannschaft aus Bergfried Steinbüchel berichtet, der durchaus auch ein Sieg gegen Siegfried Manfort nach dem Erfolg gegen Unitas Immigrath zuzutrauen ist.

Am 27.3. konnte ich dann lesen, daß das Spiel tatsächlich mit 2:1 gewonnen wurde, der Schiedsrichter das Spiel am Ende ganz aus den Händen verlor und das Spiel letztendlich durch einen unliebsamen Vorfall kurz vor Schluß abgebrochen wurde.

In der Vorschau für den vorletzten Spieltag der Saison 1932-33 wird DJK Bergfried nach den zuletzt guten Ergebnissen durchaus ein Erfolg gegen den Tabellenführer Montania Leichlingen zugetraut. In der Montagsausgabe ist jedoch zu lesen, daß die Leichlinger mit 19:0 einen Kantersieg gegen die in letzter Zeit beste Leistungen zeigenden Steinbücheler eingefahren hatten.

Leider kann ich in den Ausgaben ab Mai 1933 keine Ergebnisse über Fußballspiele der DJK, Bezirk Opladen, mehr finden, über andere Bezirke wohl. Über den Tabellenstand am Ende der Saison kann ich demzufolge auch nichts berichten.

Im Spielplan für die Spielzeit 1933-34 ist der Name "DJK Bergfried Steinbüchel" nicht mehr verzeichnet, aber auch die Namen einiger anderer DJK-Vereine nicht mehr. Es gab aber auch, wie ich in einer vorigen Ausgaben von "Bergfried News" berichtete, keine separate DJK Spielklasse mehr.

Am 3.7.98 ruft der Geschichtbeauftragte an und berichtet, daß die Unterlagen nunmehr aus Aachen wieder in Düsseldorf eingetroffen sind, aber das Archiv noch immer nicht geordnet wurde. Er selbst fährt jetzt in Urlaub und will sich dann Ende August wieder mit mir in Verbindung setzen. Meine Frage, ob in dem Archiv auch die Aufnahme-Formulare aller DJK Vereine zu finden wären, für meine Untersuchungen wegen der Namensgebung von "Bergfried" wichtig, hat er allerdings verneint. Ob sich dann noch ein Besuch im Archiv lohnt, ist fraglich, wird sich aber ergeben.

Am 10.7.98 komme ich bei einem Spaziergang durch Schnorrenberg und treffe Franz Kaup, 85 Jahre alt, den ich von früher her kenne, ein Bruder vom "Kaup´s Hennes" und Onkel von Bernd Kaup, dem Inhaber der Jägerklause und erzähle ihm von meinen Recherchen zum alten Verein "DJK Bergfried Leverkusen", worauf er mich sofort verbessert und sagt, "DJK Bergfried Steinbüchel" denn ich war Gründungsmitglied. Für weitere Gespräche bleibt an diesem Tag keine Zeit.

Ich denke mir, daß ich Franz Kaup noch mal aufsuchen muß und tue dies am 17.7.98. Er bestätigt den Ausdruck Straßenfußballer, den Rudi Altendorf geprägt hatte und erzählte mir, daß man Sonntags auf der Wiese in Schnorrenberg neben der Gaststätte Kaup, auf der heute Campingwagen stehen, gespielt habe und der Ball dann öfters ins Tal getrummelt sei. Irgendwann habe man davon gesprochen, einen Verein zu gründen und dazu habe es mehrere Versammlungen in den Gaststätten Dollmann und Horstmann sowie in der alten Schule gegeben. Bei der Gründungsversammlung habe man gesagt, der Verein müsse aber auch einen Namen haben. Hierüber sei diskutiert worden, es seien auch einige Namen vorgeschlagen worden und man habe sich auf "Bergfried" geeinigt. Auf meine Frage "Warum"? konnte er nur entgegnen, daß es in Manfort ja "DJK Siegfried" gegeben habe und wir in Steinbüchel ja auf dem Berg liegen. War dies vielleicht der Anlaß, aber 100% ist er sich nicht sicher und schließlich sind von damals bis heute 67 Jahre ins Land gegangen?

Am 30.7.98 suche ich nochmals Franz Kaup auf. Er hatte mir nämlich die Namen einiger Vorstandsmitglieder anläßlich unseres letzten Gespräches genannt, die ich mir leider nicht notiert hatte. Evtl. komme ich ja so noch an wichtige Daten. Er benennt Namen die mir bereits bekannt waren, ob aber Nachkommen vorhanden sind, ist ihm nicht bekannt. Er sagt mir noch, daß er letzten Sonntag Rudi Altendorf getroffen hat und dieser ihm gesagt habe, daß ich ihn bzgl. "Bergfried" angesprochen hätte. Im Laufe dieses Gespräches habe er auch erwähnt, daß er noch ein Foto von der Mannschaft des ersten Spieles habe.

Dieser Hinweis war für mich Anlaß genug, Rudi Altendorf aufzusuchen, jedoch komme ich etwas ungelegen, denn es ist Mittagszeit. Er will nach dem Bild suchen und sich wieder melden. Ich bleibe dran. Leider waren diese Bemühungen vergebens. Auch der Geschichtsbeauftragte hat sich nicht mehr gemeldet.

Irgendwann will ich die Sache nun zu einem endgültigen Abschluß bringen, daher rufe ich am 26.2.99 bei Franz G. Päffgen, ob das Bild von Rudi Altendorf zwischenzeitlich bei ihm eingetroffen wäre, was aber verneint wurde. In einer Querschaltung nahm er Kontakt mit Rudi Altendorf auf und der versprach, wenn er das Bild gefunden hätte, mich zurückzurufen. Das geschah tatsächlich am gleichen Tag gegen Mittag. Die Namen der einzelnen Spieler würde ich am besten bei Franz Kaup erfragen. Also fahre ich zu Franz Kaup. Der erkennt auf dem Bild der ersten Mannschaft bis auf drei Spieler alle, davon allerdings auch zwei mit Fragezeichen und auf dem der zweiten Mannschaft nur Heinrich Rabe.

Für Montag den 8.3.99 lade ich Frank G. Päffgen und Hans Ewerts zu mir, um den Druck des Heftes zu besprechen und auch die Frage zu stellen, ob ihnen Namen der abgebildeten Spieler bekannt seien. Leider nein. Vielleicht kann Josef Müller weiterhelfen, so der Tip. Unabhängig davon wird festgelegt, das Heft mit einer Miniauflage von 100 Stück aufzulegen.

Am 9.3.99 suche ich, nach vorheriger telefonischer Absprache, Josef Müller auf. Die bereits bekannten Namen kann er weitestgehend bestätigen, aber bisher unbekannte bleiben es auch. Da ich sowieso nach Schlebusch muß, fahre ich unangemeldet nochmal bei Rudi Altendorf vorbei. Der verrät mir nunmehr die Namen der bisher unbekannten Spieler der ersten Mannschaft, unter anderem auch seinen eigenen und verbessert auch einen von Franz Kaup genannten. Leider sind auch ihm die Namen der Spieler aus der zweiten Mannschaft nicht mehr alle geläufig. Er meint, ich solle auf dem Heimweg doch mal bei Hugo Dollmann vorsprechen, vielleicht wisse der auch noch etwas. Gesagt, getan! Hugo Dollmann als Person mir völlig unbekannt, freut sich bei der Ansicht der Bilder, aber die Nennung weiterer Namen ist leider Fehlanzeige.

Ich denke, ich bin an einem Punkt angelangt, wo es kein Weiterkommen mehr gibt und deshalb will ich an dieser Stelle mein Werk beenden.